Mittwoch, 27. Februar 2008

Gletscherkratersee, ein einmaliger Ort und eine zeitlich begrenzte Möglichkeit für rituelles Eiswasserbaden

Wenn sich Gletscher zurückziehen, bilden sich neue stille Gewässer. Was sich zuerst als "Auslaufsee" am Ende einer Gletscherzunge entwickelt, wird beim weiteren Rückzug ein normaler Bergsee. Wenn die Gletscher wieder wachsen, verschwinden die Seen wieder. Ein seitlich zum Gletscher entstandener See ist nicht konstant als Angebot für Badende. Geringe klimatische Schwankungen lassen die Badegelegenheiten verschwinden und vielleicht nicht wieder auftauchen. Das kleine attraktive Wässerlein am Fuss des Mutthorn bei der Mutthornhütte gibt es noch nicht lange. Das Mutthorngletscherseelein ist erst mit der neuen Warmzeit entstanden. Durch die Verminderung der Gletscherdicke und die Wärmerückstrahlung hat sich ein Krater durch den vom Eis befreiten Felsen gebildet. Das Schmelzwasser des Seeleins im Eiskrater hat einen Abfluss ins Lauterbrunnental. Das heisst, das Wasser verschwindet wieder unter dem Tschingelgletscher.

Ob vor ca. 5000 Jahren bei der letzten Warmzeit auch kaltbadende Menschen das Seelein benutzt haben, ist fraglich. Die Menschen damals waren weniger auf Abenteuer aus, sondern es ging in erster Linie um die Existenzsicherung. Wenn sich kein Fisch im Wasser bewegte, war das Interesse vermutlich gering, auch wenn die körperliche Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft mehr als genügend waren. Die Menschen vor 5000 Jahren sind wohl lieber dem Wild mit Pfeil und Bogen bis in grössere Höhenlagen nachgestiegen, das zeigen die neusten Funde am Schneidenjoch im Berner Oberland. Die Rückbildung der Gletscher legen Zeugnisse der Vergangenheit frei. Vielleicht tun wir unseren Vorfahren Unrecht, denn aus den spärlichen Funden dieser Bergmenschen können wir wenig Rückschlüsse auf das Verhalten, das über die reine Existenzsicherung hinausging, schliessen. Menschen früherer Zeiten pflegten Rituale und es könnte durchaus sein, dass der meditative Effekt nach dem Bad im Eiswasser, für den Menschen eine bewusstseinserweiternde Möglichkeit war, um über den trivialen Dingen hinaus eine geistige Welt zu entwickeln. Ein Gletscherkrater mit Eiswasser, ein Kultort, die Wiege von Spiritualität könnte der Keim einer kulturellen Entwicklung sein, die in die neuzeitlich Warmzeit reicht. Vielleicht vermitteln Kaltwasserbadende instinktiv den heutigen Warmzeitmenschen instinktiv eine Ritual, das eine persönliche Weiterentwicklung zu bewirken vermag. Testen Sie, was es bei Ihnen auslöst. Das Erlebnis kann Ihre Erwartungen übertreffen.

Keine Kommentare: